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Blütenzauber am Kap in Südafrika: Vom Kapedelweiß und seinen Gefährten

  • Autorenbild: Christa Berger
    Christa Berger
  • 6. Sept.
  • 3 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 9. Sept.

Manchmal glaubt man, die Alpen hätten das Monopol auf Blumenpracht und Gipfelstimmung. Doch wer einmal in den Bergen rund um Hermanus steht – so wie ich während meiner unvergesslichen Zeit in der Kapregion Südafrikas – merkt rasch: Auch hier spielt die Natur groß auf, nur ein bisschen anders. Zwischen weißen Kalkfelsen, sanften Grasbüscheln und dem weiten Blick aufs Meer entfaltet sich eine Blütenvielfalt, die ihresgleichen sucht.


Kapedelweiß
Kapedelweiß


Das Kapedelweiß – stille Wattewolken am Berg

Mitten zwischen den Steinen entdeckte ich es – das Kapedelweiß. Wie kleine Wattewolken recken sich die Blütenstände in die Höhe, zart und unscheinbar und doch voller Kraft. So, als ob die Alpen ihr eigenes Edelweiß über die Weltmeere geschickt hätten, um am Kap ein stilles Schwesterchen zu pflanzen. Nur dass dieses hier wirklich einzigartig ist: ein Kind des Fynbos, jener Pflanzenwelt, die nur hier gedeiht und sonst nirgendwo.


Das Kapedelweiß ist eine wunderschöne, feine und bezaubernde Pflanze.
Das Kapedelweiß ist eine wunderschöne, feine und bezaubernde Pflanze.


Fynbos – die Seele der Kapregion

„Fynbos“ nennt man die Vegetation am Kap. Feinblättrige Sträucher, knorrige Kräuter, zarte Gladiolen, stolze Proteas – und unzählige Arten, die sonst nirgends auf der Welt vorkommen. Man sagt, auf kleiner Fläche wächst hier mehr Vielfalt als in ganz Europa. Für mich war es, als würde jeder Schritt ein neues Geheimnis lüften: ein leuchtend rotes Erikagebüsch hier, ein Teppich aus Glückskleeblättern da, dazwischen strahlend gelbe Conebushes, die wie Sonnenblumen für die Berge wirken.




Begegnungen mit Gefährten

Das Kapedelweiß war nicht allein. Rundum blühte es in allen Farben:

  • Protea-Knospen, groß und fast schon skulptural, mit weißen Haaren ummantelt wie kleine Kunstwerke.

  • Erica-Blüten, die in sattem Rot brannten, als hätten sie Feuer gefangen.

  • Zarte Gladiolen, deren rosa-weiße Blütenblätter wie Aquarelle wirkten.

  • Everlastings, Strohblumen, die selbst verblüht noch leuchten, als wollten sie die Erinnerung konservieren.


Ein jeder dieser Gefährten schien mir zuzuflüstern: „Wir gehören hierher, wir sind die Stimme des Fynbos.“



Die Dickblätter – Überlebenskünstler mit prallen Blättern

Zwischen all den feinen Fynbos-Sträuchern fallen sie sofort auf: die Dickblätter. Ihre prallen, fleischigen Blätter sind kleine Wasserspeicher, eine perfekte Anpassung an die trockenen Sommer am Kap. Während andere Pflanzen längst unter der Sonne verdorren würden, halten sie durch – und wenn sie schließlich blühen, dann mit umso größerer Pracht. Kräftiges Rot, leuchtendes Rosa oder strahlendes Gelb setzen Farbtupfer in die Landschaft.

So wirken die Dickblätter wie stille Überlebenskünstler: zäh im Alltag, verschwenderisch schön im Moment der Blüte. Vielleicht ist es genau dieses Wechselspiel aus Härte und Zartheit, das sie so faszinierend macht.



Gipfelkreuze am Kap

Und dann, fast vertraut: ein Gipfelkreuz. Schlicht, weiß, windgezeichnet – und doch voller Kraft. Da stand ich nun, weit weg von der Steiermark, und hatte doch das Gefühl, den Alpen ganz nah zu sein. Auch hier oben grüßen Kreuze in die Weite, still und ernst, bewacht von Blumen, die man nur am Kap findet.


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Hermanus und die Whale Route

Hermanus ist nicht nur das Tor ins Fynbos, sondern auch die „Welthauptstadt der Wale“. Von Juli bis November ziehen die südlichen Glattwale hier entlang der Whale Route vorbei – so nah an der Küste, dass man sie oft direkt vom Ufer aus bestaunen kann. Wir hatten das Glück, sie sogar von oben aus den Bergen zu sehen: dunkle Rücken, die durch die Wellen brachen, und Wasserfontänen, die in der Sonne glitzerten. Ein Anblick, der einen still werden lässt – und zeigt, wie groß und lebendig das Meer am Kap ist.





Ein stiller Zauber

So war es ein Tag voller Entdeckungen: Blumen, die wie Wattewolken wirken, Sträucher, die in Gelb und Rot die Hänge färben, und das Gefühl, dass Natur am Kap leiser, aber umso eindrucksvoller spricht. Das Kapedelweiß aber bleibt mir als Symbol – zart und doch stark, verwurzelt in einer Landschaft, die wie keine zweite zeigt: Schönheit kennt keine Grenzen.


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Impressionen von der Wanderung auf den Onrusberg bei Hermanus. Onrus – das ist Afrikaans und heißt übersetzt ‚Unruhe‘. Wer an der Küste steht, versteht sofort, warum: Das Meer schlägt hier immer kräftig ans Ufer, die Wellen rollen unablässig an, als wollten sie sagen: Ruhe findest du anderswo – hier regiert die Lebendigkeit.
Impressionen von der Wanderung auf den Onrusberg bei Hermanus. Onrus – das ist Afrikaans und heißt übersetzt ‚Unruhe‘. Wer an der Küste steht, versteht sofort, warum: Das Meer schlägt hier immer kräftig ans Ufer, die Wellen rollen unablässig an, als wollten sie sagen: Ruhe findest du anderswo – hier regiert die Lebendigkeit.


Onrus und das Tal von Himmel und Erde

Hinter Onrus öffnet sich das Hemel-en-Aarde-Tal – ‚Himmel und Erde‘ nennen es die Menschen hier. Und tatsächlich fühlt es sich so an, als würden sich beide dort begegnen: der Himmel weit und hoch über den Bergen, die Erde fruchtbar, satt und voller Leben. Ein Tal, das zum Schauen, Staunen und Bleiben verführt.




Vielleicht ist es kein Wunder, dass ein Teil meines Herzens hier geblieben ist – im Fynbos, im Licht zwischen Bergen und Meer und in meiner zweiten Heimat am Kap, wo ich meine Liebe fand.

 
 
 

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