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Der Dezember – Namen, Bedeutung & Brauchtum rund um den letzten Monat des Jahres

  • Autorenbild: Christa Berger
    Christa Berger
  • vor 7 Stunden
  • 6 Min. Lesezeit

Jede und jeder hat wohl so etwas wie einen Lieblingsmonat – welcher ist eurer?

Zu meinen gehört eindeutig der Dezember. Ich denke an den ersten Schnee, wie wir mit dem Schlitten oder dem Strohsackl als Kinder unermüdlich den Hang hinunterrasten, an die dicken grauen Wollfäustlinge meines Großvaters und danach die warme Stube mit Tee. Das heimelige Licht des Adventkranzes in der Stube am Abend beim Beten, der Duft von Keksen und Rauch – und dazu die Strenge von Kälte und Dunkelheit. Oh, und Nikolaus und das Christkind natürlich! Der Dezember ist kein „leichter“ Monat, und gerade das macht ihn so reizvoll.


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Der Dezember kommt in den Bergen erbarmunglos mit Schnee, Eis und Sturm.


Der Dezember, unser heutiger letzter Monat des Jahres, hat eine lange und faszinierende Geschichte. Sein Name geht zurück auf den altrömischen Kalender, der ursprünglich mit dem März begann – damit war der „decem“-ber, der „Zehnte“, tatsächlich der zehnte Monat.



Alte deutsche Monatsnamen – ein Blick in die Vergangenheit

Schon früh gab es im deutschen Sprachraum zahlreiche Bezeichnungen für diesen Wintermonat. Der älteste bekannte Name lautet „Heilagmœnoth“, später auch Christmonat. Daneben begegnen uns:


  • Wintermonat bzw. „der andere Wintermonat“

  • Hartmonat – Hinweis auf die harte, kalte Jahreszeit

  • Wolfsmonat – ein bildlicher Ausdruck für die feindliche, gefährliche Winterzeit

  • Schlachtmonat, „Speckmaen“, isländisch „Mörsugur“ („Schmersauger“) und Schweinemonat

  • Hasenmaen im Bordesholmer Kalender (16. Jh.)

  • Andresmonat, Adventmonat und Lestmanat (= letzter Monat)


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Der Nikolo ist heimlich übernacht gekommen!


In der Pfalz nannte man den Dezember im 14. Jahrhundert sogar „Martinsmonat“, obwohl der Martinstag bereits im November liegt. Im nordischen Raum steht der Dezember für den Beginn des Julfestes, erkennbar an Bezeichnungen wie „Jolcmoane“, „julmänad“ oder „Juulemaaned“.


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Der Klassiker unter den weihnachtlichen Symbolen des Nordens: der Julbock. Meist ist er aus Stroh mit roten Bändern gefertigt . Er gilt als Glücksbringer für die Weihnachtszeit.



Der Dezember im römischen Jahreslauf

Im alten Rom stand die Sonne im Dezember im Zeichen des Steinbocks. Der Monat war reich an Festen zu Ehren des Saturn:


  • Dezember – Faunalien

  • Dezember – Konsualien

  • Dezember – Saturnalien

  • Dezember – Larentialien


Die Wintersonnenwende („bruma“) fiel im julianischen Kalender auf den 25. Dezember – ein Tag, den die christliche Kirche später zum Geburtstag Christi machte.



Weihnachten als Jahresbeginn – und die Entstehung alter Bräuche

Im Mittelalter begann vielerorts das kirchliche und bürgerliche Jahr zu Weihnachten. Dadurch entstanden zahlreiche Neujahrsbräuche rund um die Wendetage:


  • Luziatag (13. Dezember) – galt bis ins 14. Jh. als kürzester Tag

  • Thomastag (21. Dezember) – tatsächlicher kürzester Tag

  • Nikolaustag mit altem Lärmbrauchtum gegen Dämonen

  • die Klöpflesnächte, die drei Donnerstage vor Weihnachten


Diese Tage waren reich an Aberglauben, Orakelbräuchen und Zukunftsdeutungen – ähnlich wie der heutige Silvesterabend.



Wetterregeln und Aberglauben im Dezember

Der „hundertjährige Kalender“ riet im Dezember zu warmer Kleidung und warnte vor Blutlassen, da der Mensch „am wenigsten Geblüt“ haben solle. Zahlreiche weitere Überlieferungen handelten von Glück, Unglück und Ernte:


  • Der 1. Dezember galt als Unglückstag; an ihm Geborene sollten ein hartes Leben haben.

  • Im Wolfsmonat solle man kein Kalb abgewöhnen, denn es gedeihe nicht.

  • Auch Schweine, die im Dezember geworfen wurden, sollten schlechter wachsen.

  • Pflügen im Dezember galt als ungünstig – Holzschlag dagegen als vorteilhaft.


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Ein neu geborenes Kalb im Stall – nach alter Regel soll man es im Dezember noch nicht abgewöhnen.



Ein bekanntes Zeichen:

Tritt im Dezember die Weser über die Ufer, so tut sie’s jeden Monat des kommenden Jahres.

Und natürlich die berühmte Wetterregel:

Dezember kalt mit Schneegibt Korn auf jeder Höh’.


Die zwölf Nächte – Wetterdeutung für das ganze nächste Jahr

Zwischen Weihnachten und Dreikönig („Rauhnächte“) liest man das kommende Jahr:


  • Christtag = Wetter des Januars

  • Stephanstag = Wetter des Februars

  • … und so weiter bis Dreikönig


Eine Tradition, die in vielen Regionen bis heute gepflegt wird.



Wechseltage für Dienstboten

Neben dem weitverbreiteten Silvestertag war auch der Stephanstag (26. Dezember) ein wichtiger Termin für Dienstbotenwechsel und Vertragsabschlüsse.


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Zwei Mägde beim Truheräumen vor dem Dienstbotenwechsel, der häufig im Dezember am Thomastag, an Heiligabend, am Stephanitag oder Hl. Dreikönig stattfand. Andere Termine waren Mariä Lichtmess (2. 2.), Petri Stuhlfeier (22.2.), Ostern, Georgi (23.4.), der Michaelitag, 29. September, Martini (11.11.).



Der Dezember – Winterbeginn, Wetterweisheiten und bäuerliche Erfahrung


Mit dem Dezember beginnt jener Abschnitt des Jahres, in dem die Natur zur Ruhe kommt und der Mensch seit Jahrhunderten besonders aufmerksam nach draußen blickt. Schnee, Frost, Nebel und Wind – all diese Erscheinungen wurden von den Bauern nicht nur beobachtet, sondern gedeutet, denn der Winter legte den Grundstein für die Ernte im kommenden Jahr.

Der Monat war daher nicht nur kalt, sondern voller Bedeutung, voller Regeln, Erfahrungen und Prognosen, die sich über Generationen hinweg gesammelt haben.



Schnee – Segen für Felder und Ernte

Für die Bauern war Schnee niemals nur ein Winterbild, sondern vor allem ein Schutzmantel für die Felder. Er hielt den Boden feucht, schützte vor Frostschäden und vertrieb Schädlinge. Entsprechend optimistisch klingen viele der alten Wetterweisheiten:

„Dezember kalt mit Schnee, gibt Korn in jeder Höh’.“
„Bringt Dezember Kält’ und Schnee ins Land, dann wächst das Korn gut selbst auf Sand.“
„Weihnacht im Schnee – Ostern im Klee.“

Schneereiche Winter galten als Vorboten eines fruchtbaren Jahres. Die Bauern wussten: Ein guter Winter macht ein gutes Jahr.


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Auf dem Kirchgang zur Basilika Mariatrost im Dezember.



Kälte – Winter als Hüter der kommenden Ernte

Strenge Kälte hatte im bäuerlichen Denken eine doppelte Bedeutung:Sie war hart für Mensch und Tier, aber unverzichtbar für ein gesundes Naturgleichgewicht. Kalte Nächte sorgten für weniger Ungeziefer und stärkten die Pflanzen.

So überrascht es nicht, dass die Bauernregeln die Kälte oft loben:

„Kalter Dezember und fruchtbar Jahr sind vereinigt immerdar.“
„So kalt wie im Dezember, so heiß wird’s im Juni.“
„Christmond kalt mit Schnee gibt Korn auf jeder Höh’.“

Die Zusammenhänge basierten auf jahrhundertelanger Erfahrung:Ein straffer Winter bedeutete weniger Schädlingsdruck, günstigere Bodenbedingungen – und damit bessere Erträge.



Nebel, Regen und milde Tage – Warnsignale im Christmonat

Nicht alles, was der Dezember brachte, ließ die Bauern jubeln.Vor allem milde, feuchte Witterung galt als schlechtes Zeichen:

„Dezember mild mit viel Regen ist für die Saat kein großer Segen.“
„Nebel vor Weihnachten ist Brot, Nebel nach Weihnachten ist Tod.“
„Viel Wind und Nebel in Dezembertagen schlechten Frühling und schlechtes Jahr ansagen.“

Solche Regeln spiegeln die Erfahrung wider, dass nasser Boden, fehlender Frost und zu milde Temperaturen die Pflanzen schwächten – und Krankheiten begünstigten.


Ein paar Dezemberimpressionen aus dem eigenen Fundus.



Die Advent- und Weihnachtstage als Wetterorakel

Besonders berühmt sind die Orakeltage rund um Weihnachten.Sie galten als Schlüssel für das kommende Jahr und wurden aufmerksam beobachtet.

Der Zeitraum zwischen Christtag und Dreikönig wurde als eine Art Wetterkalender verstanden:

„Wenn die Kälte in der ersten Adventwoche kommt, hält sie zehn Wochen an.“

Diese Tage waren nicht nur wetterkundlich bedeutsam – sie hatten auch eine spirituelle und symbolische Tiefe, denn der Jahreswechsel war immer ein Moment der Deutung.



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Vier Sonntage - und dann kommt das Christkind!



„Wie sich die Witterung vom Christtag bis Heiligdreikönig verhält, so ist das ganze Jahr bestellt.“
„Von Weihnachten bis Dreikönigstag, aufs Wetter man wohl achten mag.“

Auch der Wind spielte eine wichtige Rolle:

„Ist’s windig an den Weihnachtstagen, werden die Bäume viel Früchte tragen.“

Und für den Rest des Winters wusste man ebenfalls Bescheid:


Wie das Christkind wohl aussehen mag, diese Frage beschäftigte mich über Jahre hinweg viel mehr, als welche Geschenke es bringen würde.



Frühe Lostage – St. Eligius als Winterbote

Der 1. Dezember, der Tag des Hl. Eligius, war einer der wichtigsten Lostage des Monats.Sein Wetter galt als Ankündigung für den gesamten Winter:

„Fällt auf Eligius ein starker Wintertag, die Kälte wohl vier Monate dauern mag.“

Ein einziger Frosttag konnte also das Bild für die kommenden Wochen bestimmen – so ernst nahmen die Bauern diesen ersten Hinweis.



Der Dezember als Spiegel des kommenden Jahres

Viele Regeln richten den Blick bemerkenswert weit in die Zukunft. Die Bauern beobachteten den Monat genau – und über Jahrhunderte hinweg bestätigten sich manche Muster immer wieder:

„Wie der Dezember pfeift, so tanzt der Juni.“
„Auf einen dunklen Dezember folgt ein fruchtbares Jahr.“
„Dezemberwärme hat Eis dahinter.“

Solche Sprüche sind nicht zufällig entstanden. Sie fassen ein kollektives Wissen zusammen, das in langen Wintern erprobt wurde.


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Der zugefrorene Hilmteich mit dem Hilmteichschlössl, ein beliebtes Ausflugsziel in Sommer und Winter in Graz. Das Hilmteichschlössl steht heute unter Denkmalschutz, das Gelände wurde 1868 von der Stadtgemeinde Graz gekauft. Das Gelände um den Kroisbach wurde früher ,,Auf der Hülm" genannt, was so viel wie sumpfige Gegend bedeutet. Das Café-Restaurant Purberg lädt zum Verweilen ein.



Der magische Monat zwischen Altem und Neuem

Der Dezember steht nicht nur für Kälte, Dunkelheit und Winterbeginn – er ist ein Monat voller Hoffnung, Beobachtung und Erwartung. Eingewoben in die langen Nächte finden wir Geschichten, Orakel, Bräuche und Wetterregeln, die von der engen Verbindung zwischen Mensch und Natur erzählen.





Quellen:

Bächtold Stäubli Hanns Hoffmann Krayer Eduard (1987): Handwörterbuch Des Deutschen Aberglaubens. Vollständig Band 01 Bis 10. Berlin.



 
 
 

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